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3, Surrealismus und phantastischer Realismus in der bildenden Kunst

Hieronymus Bosch, der Garten der Lüste; Giuseppe Arcimboldo, ein Kaiser aus Obst; Salvador Dali, die weichen Uhren und er selber in der Luft.

Wenn wir schon bei den Bildern sind, verweilen wir noch ein wenig bei ihnen, denn auch in der Malerei gab es bereits früh traumhafte, phantastische Darstellungen. Im Mittelalter malte Hieronymus Bosch (ca. 1450 – 1516) sein Triptychon (zu sehen im Prado Museum in Madrid): Links brav "Das Paradies" mit Adam, Eva und Gottvater. In der Mitte das große (!) Tafelbild: "Der Garten der Lüste", in dem sich Menschen, Fabeltiere und andere Wesen gut gehen lassen. Doch gleich daneben, rechts: "Die Hölle", wo die Sünder von – einfallsreich erdachten und dargestellten Wesenheiten – vielfältig gequält und gemordet werden. Die Botschaft ist schlicht und böse: So ergeht es euch, wenn ihr das Weib eures Nachbarn begehrt (oder gar noch mehr), oder – ihr Frauen – mit eurem eigenen Ehemann geschlechtlich verkehrt, ohne zuvor Gott inständig um einen Nachkommen gebeten zu haben.

Der Mailänder Giuseppe Arcimboldo (1527 – 1593), war ein Vertreter des Manierismus. Man bezeichnete die Art, wie er malte, als "manieriert" – gekünstelt. So setzte er, wie ein Mosaik, das Porträt seines Brotherrn Kaiser Rudolph II von Habsburg (1552 – 1612) aus Äpfeln, einer Birne (für die Nase), dunklen Trauben, Kirschen, Mais und Weizenehren zusammen. Das Ganze ähnelte dem Potentaten sogar – und er war's zufrieden. Neben ähnlichen Porträts anderer hochgestellten Persönlichkeiten malte er auch allegorische (symbolisch, verschleierte) Bilder, die so verschleiert nicht waren. Die Jahreszeiten etwa. Es sind wieder Porträts: Für den Winter aus Wurzeln, verwelkten Blättern und Pfingstrose (als ein Ohr). Maiglöckchen (die Zähne) und Margeriten – für die Darstellung des Frühlings. Das Porträt eines Gemüsehändlers kann man sich leicht vorstellen. Heute hält man Arcimboldo für den Vorläufer des Surrealismus. Die Frage nach dem Sinn ist wohl müßig. Zweifellos ist es dekorativ, war damals obendrein neu. Und die leichte Verfremdung blieb bis heute ein Qualitätsmerkmal der Malkunst und Kunst allgemein.

Das Lieblingsthema des Surrealisten Salvador Dali, sind in unzähligen Variationen, die weichen Uhren. So hängt ein taschenuhr-artiges Exemplar in einer Küstenlandschaft an einem kahlen Ast – wie zum Trocknen. Realistisch ist ja, dass es Taschenuhren gibt.
Überrealistisch/phantastisch, dass sie weder so groß noch so biegsam sind, dass man sie über einen kahlen Ast hängen könnte – womöglich nach dem Waschen. Einen Sinn, außer einer zarten Überraschung des Betrachters kann ich nicht entdecken.
Ähnlich ergeht es mir angesichts des berühmten schwarz-weiß Fotos: Der Meister, drei Katzen, ein Stuhl und mindestens ein Eimer Wasser fliegen in seinem Atelier durch die Luft. Zweifellos lustig. Sollte es mehr sein?

Weiter zum Kapitel 4, Salgado und das Migefühl hinter seinen Fotos.



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